Stell dir vor, du sollst etwas bauen, mit Holz dessen Qualität und Name unbekannt ist, in einem Land, in dem es weder Hornbach noch Bauhaus gibt. 36h Reisestunden vom deutschen Komfort, deutscher Infrastruktur und deutschem Essen entfernt. Und doch ist es genau so geworden: 8 Leute haben sich im Mai auf den Weg gemacht. Beschwerliche, lange Reise, in ein wirklich wunderschönes Land.
Doch ganz so einfach war es nicht: Arbeitsgeräte sammeln, Schrauben und Muttern aller Art mitnehmen, 18 Koffer zu transportieren, leider auch was auf dem Weg verlieren (es wurde eine Maschine und mehrere Akkus geklaut), zu merken was fehlt und nur sehr, sehr schwer Ersatz zu finden. Und der ist auch noch teuer. Denn das meiste muss importiert werden. Außer Patrick konnte keiner von uns wirklich die Sprachen, die dort gesprochen wurden. Die Kommunikation mit den Arbeitern vor Ort durch 3 Übersetzer erleichterte uns die Arbeit etwas, aber nicht vollständig. Teilweise ärgerlich, teilweise mussten wir richtig lachen, wenn wir bemerkten, wie Wort für Wort, aber dennoch nicht sinngemäß übersetzt wurde. Aber wer weiß schon, was eine Fächerscheibe ist und wie das auf französisch oder swahili heisst???
Im Endeffekt haben die Arbeiter vor Ort massiv schnell Löcher für Betonfundamente gegraben, Beton auf dem Boden gemischt, viele viele schweren Steine von A nach B (auf dem Kopf) getragen, klein geschlagen und Sand / Steine und Co geschaufelt. Und das deutsche Team hat innerhalb von 11 Arbeitstagen das Karussell, ein Schaukelgerüst (für 4 Schaukeln!), eine Wippe, Reckstangen und ein massives, schönes, pompöses Fort (Klettergerüst) mit Rutsche aufgebaut. Es ging dann noch weiter mit einem neuen Hühnerstall für ein nachhaltiges Hühnerprojekt und einen Wachturm, um nicht die „kleinen“ Arbeiten zu vergessen wie Vorhangstangen fixieren, die nur lose mit einem Nagel in der Wand hingen und Türen reparieren, die seit Monaten auf dem Boden schabten. Ausserdem wurde als Spende eine Solar-betriebene Wasser-Reinigungs-Anlage installiert, endlich klares, gesundes Wasser auf unserem Grundstück!!!!
Und noch eines: ein großzügiger Spender hat den Weg durch den Spielplatz pflastern lassen und damit gleich zwei tolle Initiativen gefördert: den Spielplatz und eine Firma, die seit mehreren Jahren in Bukavu gegen die Plastik-Übermüllung angeht: aus Plastik werden Steine hergestellt – und auch noch richtig schöne!
Und dann sitze ich auf der grünen Schaukel: ein Ausblick…. unbeschreiblich. Sie sitzt an einer perfekten Stelle: morgens gibt der Baum des Nachbars Schatten und sie steht am höchsten Punkt des Geländes! Das heißt, je höher man schaukelt, desto weiter über die wunderschöne Natur des Regenwaldes Richtung Kivu See kann man schauen – ohne Straßenlärm, ohne Häuserwand vor einem – und je höher man schaukelt, desto mehr Stimmen der zuschauenden Menge werden laut: ob Entsetzen oder Lachen – es wird klar: keiner hat je eine Schaukel gesehen. Klettern können die Kids perfekt, sie sind sehr kreativ, aber nun haben sie einen Spielplatz bekommen, der gepflegt werden wird, wo es keine Schlangen und kein Straßenverkehr geben wird. Wo sie SEIN können, SEIN dürfen, und das ganz ohne Eintritt.